Wie erkennen wir den Willen Gottes in der Praxis und in konkreten Fragen?
Ein praktisches Beispiel der Gemeinde Stuttgart
Als für die beginnende Gemeindearbeit 1985
erste Räume gemietet wurden, sah man das als
Übergangslösung. Einige der Verantwortlichen
wollten später ein „Zentrum“ kaufen oder bauen.
Mehrere Erbschaften waren anderen
Gemeindegründungen zu gute gekommen,
aber man wollte nun zu gegebener Zeit auch
für Stuttgart ein Haus haben.
Daraus wurden dann 25 Jahre „Übergangs-
lösung“. Die angemieteten Flächen wurden
mehrfach erweitert; schließlich war im Gebäude
gegenüber mehr Expansion möglich, und auch
das wurde schrittweise erweitert. Dann wurde
klar – jetzt geht es nicht mehr weiter. Ca. 200 bis
240 Personen fanden sich ein, z. T. in einem
Video-Übertragungsraum.
Aber was tun? Die Teilung der Gemeinde in zwei
Mietobjekte wäre ebenso teuer geworden wie
das Angebot einer (wachstumsfähigen) Fläche
für die Gesamtgemeinde – ca. 100.000 Euro p. a.
Wir nahmen uns als Gemeinde eine längere Zeit
des Gebets mit der Frage: Teilen wir die
Gemeinde? Die meisten Gemeindegründungs-
modelle rieten uns dazu. Personell wäre das
auch zu schaffen gewesen. Wir stimmten
diesem Gedanken auch grundsätzlich zu. Aber
es war erstaunlich – die ganze Gemeinde war
einmütig in der Entscheidung, zusammenzu-
bleiben. Das war das Ergebnis der Leitung des
Heiligen Geistes durch das Gebet.
Ich selbst wollte nie ein eigenes Haus – so viel
Kapital binden, das man besser an anderen
Orten einsetzen könnte? In einer intensiven
Gebetszeit der Ältesten empfanden wir dann
aber den klaren Auftrag, ein eigenes Gebäude
zu erwerben. Schnell wurde klar, dass ein
bestehendes Objekt zu großen Kosten führen
würde, bis es „passt“. So entwickelte sich der Gedanke eines Neubaus. Die Kosten des
Neubaus einer befreundeten Gemeinde ließ es
außerdem als wirtschaftlich sinnvoll erscheinen.
Durch zwei geerbte Mehrfamilien-häuser
würden wir genügend Startkapital erzielen
können.
Diesen Gedanken trugen wir dann vor die
Gemeinde mit dem Ziel, eine klare Wegführung
Gottes zu erhalten. Zu mindestens sechs
Geschwistern sprach der HERR durch konkrete
Worte Gottes, die ich bis heute vorliegen habe.
Auf Nachfrage wurde uns ein Bauplatz der Stadt
Stuttgart angeboten (wir mussten also nicht
groß suchen). Wir stimmten dann als Gemeinde
darüber ab, indem jeder von seinem Platz
aufstehen sollte – es gab nur einen Einwand, der
aber mit der Zeit entkräftet wurde.
Nun sind seit der Einweihung acht Jahre
vergangen. Es hat sich auf allen Ebenen
bestätigt, dass diese Entscheidung dem Willen
des Herrn entsprach. Die Bankdarlehen werden
vermutlich bald abgelöst sein.
Doch lässt sich aus diesem Erleben kein
Gemeindebau-Prinzip ableiten – außer dem
einen: Wenn der HERR sagt, dass Er Seine
Gemeinde baut, dann wird er auch durch seinen
Heiligen Geist Führung schenken. Und da kann
er einer Gemeinde mit 100 Besuchern den
Auftrag zur Teilung geben – und einer mit 200
Besuchern den Auftrag für ein größeres
Gebäude.
Logische und aus der Bibel abgeleitete
Prinzipien sind sehr hilfreich – aber es gibt nicht
DIE EINE METHODE. Gottes Geist will uns leiten,
um seinen Willen deutlich zu machen. Das ist
eine Herausforderung, aber auch eine Chance,
um den Herrn zu suchen und in der Einmütigkeit
zu wachsen.