Teilen – mieten – bauen

Autor

Michael Happle

Kategorie

Magazin Ausgabe

2 / 2019

Wie erkennen wir den Willen Gottes in der Praxis und in konkreten Fragen? Ein praktisches Beispiel der Gemeinde Stuttgart
Als für die beginnende Gemeindearbeit 1985 erste Räume gemietet wurden, sah man das als Übergangslösung. Einige der Verantwortlichen wollten später ein „Zentrum“ kaufen oder bauen. Mehrere Erbschaften waren anderen Gemeindegründungen zu gute gekommen, aber man wollte nun zu gegebener Zeit auch für Stuttgart ein Haus haben.
Daraus wurden dann 25 Jahre „Übergangs- lösung“. Die angemieteten Flächen wurden mehrfach erweitert; schließlich war im Gebäude gegenüber mehr Expansion möglich, und auch das wurde schrittweise erweitert. Dann wurde klar – jetzt geht es nicht mehr weiter. Ca. 200 bis 240 Personen fanden sich ein, z. T. in einem Video-Übertragungsraum.
Aber was tun? Die Teilung der Gemeinde in zwei Mietobjekte wäre ebenso teuer geworden wie das Angebot einer (wachstumsfähigen) Fläche für die Gesamtgemeinde – ca. 100.000 Euro p. a.
Wir nahmen uns als Gemeinde eine längere Zeit des Gebets mit der Frage: Teilen wir die Gemeinde? Die meisten Gemeindegründungs- modelle rieten uns dazu. Personell wäre das auch zu schaffen gewesen. Wir stimmten diesem Gedanken auch grundsätzlich zu. Aber es war erstaunlich – die ganze Gemeinde war einmütig in der Entscheidung, zusammenzu- bleiben. Das war das Ergebnis der Leitung des Heiligen Geistes durch das Gebet.
Ich selbst wollte nie ein eigenes Haus – so viel Kapital binden, das man besser an anderen Orten einsetzen könnte? In einer intensiven Gebetszeit der Ältesten empfanden wir dann aber den klaren Auftrag, ein eigenes Gebäude zu erwerben. Schnell wurde klar, dass ein bestehendes Objekt zu großen Kosten führen würde, bis es „passt“. So entwickelte sich der Gedanke eines Neubaus. Die Kosten des Neubaus einer befreundeten Gemeinde ließ es außerdem als wirtschaftlich sinnvoll erscheinen. Durch zwei geerbte Mehrfamilien-häuser würden wir genügend Startkapital erzielen können.
Diesen Gedanken trugen wir dann vor die Gemeinde mit dem Ziel, eine klare Wegführung Gottes zu erhalten. Zu mindestens sechs Geschwistern sprach der HERR durch konkrete Worte Gottes, die ich bis heute vorliegen habe. Auf Nachfrage wurde uns ein Bauplatz der Stadt Stuttgart angeboten (wir mussten also nicht groß suchen). Wir stimmten dann als Gemeinde darüber ab, indem jeder von seinem Platz aufstehen sollte – es gab nur einen Einwand, der aber mit der Zeit entkräftet wurde.
Nun sind seit der Einweihung acht Jahre vergangen. Es hat sich auf allen Ebenen bestätigt, dass diese Entscheidung dem Willen des Herrn entsprach. Die Bankdarlehen werden vermutlich bald abgelöst sein.
Doch lässt sich aus diesem Erleben kein Gemeindebau-Prinzip ableiten – außer dem einen: Wenn der HERR sagt, dass Er Seine Gemeinde baut, dann wird er auch durch seinen Heiligen Geist Führung schenken. Und da kann er einer Gemeinde mit 100 Besuchern den Auftrag zur Teilung geben – und einer mit 200 Besuchern den Auftrag für ein größeres Gebäude.
Logische und aus der Bibel abgeleitete Prinzipien sind sehr hilfreich – aber es gibt nicht DIE EINE METHODE. Gottes Geist will uns leiten, um seinen Willen deutlich zu machen. Das ist eine Herausforderung, aber auch eine Chance, um den Herrn zu suchen und in der Einmütigkeit zu wachsen.