Der Kamp um den richtigen „Alpen-Blick“

Autor

Helmut Schmidt

Magazin Ausgabe

3 / 2019

Dieses Jahr hatten wir im Juli eine Motorradfreizeit mit Bibelarbeiten unter dem Motto: „Dein Blick bestimmt dein Ziel“. Das ist sicher auch eine gute Beschreibung unseres Umgangs als Missionshaus-Team mit den Zielen dieses Hauses. Wie geht es uns damit? Wie betrachten wir Teammitglieder diese Ziele, und wie versuchen wir sie umzusetzen? Und: Wofür kann man konkret für uns beten, damit diese Prioritäten auch solche bleiben?
Zunächst haben wir es eigentlich nicht schwer, Ziele zu finden, denn diese sind bereits durch unsere Leitlinien (und die Stiftungssatzung) vorgegeben. Wir haben sie sogar in unserem Jahresprogramm abgedruckt. Dort kann man über unsere Ziele lesen:

Die Bibel:

Gottes unfehlbares Wort ist die Grundlage unserer Arbeit, und alles, was wir tun, soll ein Hinweis auf den Gott der Bibel sein.

Die Menschen

haben die Möglichkeit, täglich die frohmachende Botschaft von Jesus Christus zu hören und sich ihr zu öffnen.

Die Antwort

auf ungelöste Fragen und Probleme kann gemeinsam mit erfahrenen Christen in biblischer Seelsorge gefunden werden.

Die Erholung,

die jeder braucht, um innerlich und äußerlich zur Ruhe zu kommen, ist uns wichtig.

Die Gemeinschaft

mit anderen Christen dient dem Zweck, einander zu ermutigen. Aktivitäten, die diese Gemeinschaft fördern, werden angeboten.

Die Motivation:

Ein im Alltag an der Bibel orientiertes Leben zu führen und seinen Glauben in seiner Umgebung zu bezeugen, wird vermittelt.

Die Mission

und ihre Anliegen aus aller Welt werden durch Missionsvorträge und Gebets- gemeinschaften aktiv unterstützt und gefördert.
Ein Gast meinte einmal zum Abschied: „Bei euch macht sogar der Praktikant den Eindruck, dass er das gleiche Anliegen für euer Haus hat wie der Chef“. Schön, wenn dieser Eindruck entsteht, und ich denke, grundsätzlich stimmt das auch. Doch natürlich ist nicht jeder Tag gleich, und wir sind sicher auch nur Menschen. Und: Jedem Einzelnen von uns sind entsprechend unserer Aufgaben auch unterschiedliche Dinge wichtig – und wir ergänzen und brauchen uns dadurch auch gegenseitig.
Unsere Köchin z. B. hat das Anliegen, schmackhafte und abwechslungsreiche Speisen auf den Tisch zu bringen, was bei den Gästen ein wichtiger Faktor ist. Da sind besonders die Frauen und Mütter dankbar, wenn sie sich auch einmal an den gedeckten Tisch setzen können.
Dem Prediger ist hingegen wichtig, ein treffendes Wort aus der Bibel weiterzugeben und „Seelsorge aus der Schrift heraus“ zu betreiben.
Und die Mitarbeiterinnen der Hauswirtschaft arbeiten täglich daran, dass die Gäste ein sauberes Haus vorfinden usw.
Alle jedoch tragen die höheren Ziele des Hauses gleichermaßen auf dem Herzen, und sie tragen sie auch im Gebet vor Gott. Das wird beispielsweise in der täglichen Morgenandacht sichtbar, wenn wir für die Anliegen des Tages und für die Gäste beten. Dann betet auch die Praktikantin dafür, dass die Gäste einen gesegneten Tag erleben dürfen, oder dass der Wortverkündiger vom Herrn Kraft bekommt und im Dienst geleitet wird. Vielleicht ist das für uns Mitarbeiter schon fast zu normal, als dass wir das Besondere daran bemerken: die gelebte Einheit in den geistlichen Anliegen unseres Hauses. Das ist in der Tat etwas sehr Schönes und Schützenswertes. Und etwas Angefochtenes. Wie gesagt: Wir sind auch nur Menschen, und das allein genügt schon, um unsere schönen Ziele in Gefahr zu bringen.
Ein paar Beispiele:
Durch die vielfältigen Aufgaben (wir sind fast alle ein bisschen Allrounder) entsteht manchmal auch Termindruck, und wir verlieren dabei und dadurch auch mal unsere Freude und Motivation im Dienst. Vor allem in den Stoßzeiten im Sommer ist unser „Funktionieren“ so wichtig, dass fast kein Raum zur inneren Erholung bleibt.
Kleinere Konflikte oder ungeklärte Situationen im Team rauben uns manchmal die nötige Kraft, die wir für unsere Gäste bräuchten, und wirken sich auch auf die „liebevolle Atmosphäre“ innerhalb des Teams aus. Unsere Nähe zueinander (wir sind Arbeitskollegen, Nachbarn und „Gemeinde“ in einem) bringt unsere Charakterschwächen schnell zutage. – Bitte nicht falsch verstehen: Wir kommen im Großen und Ganzen gut miteinander klar, aber es „menschelt“ halt hier und da.
Persönliche Probleme innerhalb der eigenen Familie (z. B. zu pflegende Angehörige) beanspruchen unsere Konzentration und Zeit mehr, als uns lieb ist.
Unser persönliches Glaubensleben ist auch Schwankungen unterworfen. Nur weil wir auf einer „frommen Insel“ wohnen, heißt das noch nicht, dass wir immer auf „Wolke 7“ schweben.
Man kann sagen: Unser „Verwobensein“ mit dem Missionshaus ist kein Nebenjob. Wir können nicht einfach „den Hammer fallen lassen“, nur weil es gerade Zeit für Feierabend wäre. Unsere eigene Freude am Dienst an Gästen, die Liebe zu den Menschen und die Bereitschaft, sich mehr als vorgeschrieben zu investieren, sind hier unerlässlich.
Und das bringt uns oft an unsere eigenen Grenzen, was ja nicht unbedingt schlecht ist. Wir merken, wie sehr wir auf Gott und unsere Freunde angewiesen sind, damit unsere eigentlichen Ziele erreicht werden können.
Abschließend möchte ich sagen: Unsere Gäste sagen uns sehr häufig, sie fühlten sich hier wie zuhause, und das hat einen Grund: Jesus selbst schenkt uns durch euer Gebet die Kraft und die Freude im Dienst. Das spüren und wissen wir. Und Er lässt uns auch wieder aufstehen, wenn wir gefallen sind oder das Ziel aus den Augen verloren haben. Danke für alle eure Gebete – ohne sie könnten wir diese Arbeit nicht tun!