Der Fixpunkt in den Wechselzeiten

Autor

Peter Engler

Kategorie

Magazin Ausgabe

1 / 2019

Meine Frau und mich beschäftigen in diesen Tagen angesichts des nahenden Endes unserer Regensburger Zeit viele Fragen …
– Wo werden wir als Nächstes wohnen? (Grundsätzlich ist hier die Entscheidung gefallen: Es wird wohl in meine Heimatstadt Schweinfurt gehen.)
– Wo und wie wird dort unsere neue Wohnung sein?
– Welche Gemeinde werden wir am neuen Wohnort besuchen?
– Wie sehen unsere zukünftigen Aufgaben aus?
In solchen „Wechsel- und Übergangszeiten“ stellen sich natürlich auch Gefühle der Unsicherheit und der „Zukunftsangst“ ein. Gestern wurde mir zum ersten Mal bewusst, dass uns auch Geschwister fehlen werden (aus Regensburg, wo wir elf Jahre lang waren) – und auch manche Veranstaltungen, die wir jahrelang regelmäßig besucht und z. T. mitgestaltet haben. Aber es gibt eben auch Situationen und Zeiten, wo man einen klaren „Schnitt“ machen muss.
Und für meine Frau, die eigentlich Schweizerin ist und immer wieder einmal Sehnsucht nach ihrem Heimatland verspürt, ist es ein noch größerer Wechsel als für mich, der ich in gewisser Hinsicht auf „vertrauten Boden“ und zu alten Bekannten und Freunden zurückkehren werde. (Zum Glück aber war Margrit in den letzten 28 Jahren schon oft in meiner Heimatstadt).
Sie hat sich übrigens einmal folgendes Zitat notiert: „Du wirst nie irgendwo ganz zuhause sein. Denn ein Teil deines Herzens wird immer woanders sein. Das ist der Preis, zu zahlen für den Reichtum, Menschen an mehr als einem Ort zu kennen und zu lieben.“
Und mir kommt immer wieder einmal ein Abschnitt aus einem alten Buch von Pfr. Erich Schnepel in den Sinn, das ich bis heute sehr schätze. Es gibt darin einen Abschnitt, den ich nie vergessen habe und hier zitieren möchte – und er ist mir, wie in früheren T agen, so auch jetzt wieder Lichtstrahl und Wegweiser hinein in eine unbekannte Zukunft: „In jedem Jahrzehnt haben Menschen geglaubt, Grund unter den Füßen zu haben und von da aus ihr Leben bauen zu können. Jedes Mal zeigte es sich, dass man nicht auf Felsengrund stand, sondern in Wirklichkeit auf einem riesigen Floß, das vielleicht aus sehr starken Baumstämmen gezimmert war, das aber im Strudel der Katastrophe zerbrach und in seiner vorübergehenden Bedeutung sichtbar wurde. Alle paar Jahre wurde der Mensch des 20. Jahrhunderts [und ich füge an: auch des 21.!] genötigt, sich ein neues Floß zu zimmern, denn man kann nicht leben und handeln, wenn man nicht einen festen Punkt hat, von dem man ausgeht. …
Gleichzeitig aber gab es in allen Jahrzehnten Menschen, die voll Staunen inmitten aller Katastrophen vor der Tatsache standen, dass das Fundament, das sie trug, durch alles hindurch hielt. Sie brauchten nicht fortwährend ein neues Floß zu zimmern. Sie standen wirklich auf Felsengrund, der sich nicht änderte. Voll Staunen stellten sie fest, dass es einen einzigen Punkt in der ganzen Katastrophe gab, der sich nie änderte. Das war Jesus. Er war in jedem Jahrzehnt in all der wechselnden Szenerie immer derselbe. Man war nicht getäuscht, wenn man sein Leben mit ihm zusammenschloss. Es könnte eine demütig-stolze Freude über die kommen, die inmitten all der Krisen und Fiebererscheinungen des 20. Jahrhunderts erfahren haben, dass Jesus unveränderlich derselbe bleibt und mit einer Einzigartigkeit sondergleichen ihr Leben trägt und gestaltet. “ (aus: „Die befreiende Botschaft – Bibelstudien zu Römer 5–8“, S. 15–16).
Das macht auch mich getrost und ruhig.