Der Kampf um die Reinheit

Autor

Joel Fey

Kategorie

Magazin Ausgabe

1 / 2020

Jeder Kampf wird geführt, um am Ende den Sieg davonzutragen! Wenn wir uns mit Bibel und Konkordanz zurückziehen, um das Thema „Kampf um die Reinheit“ näher zu untersuchen, dann werden wir von den alttestamentlichen Reinheitsvorschriften über die neutestamentliche Herzensreinheit bis hin zu dem Siegesjubel im Himmel geführt.
„Lasst uns jubeln vor Freude und ihm die Ehre geben, denn jetzt wird die Hochzeit des Lammes gefeiert! Seine Braut hat sich für das Fest bereitgemacht; sie durfte sich in reines, strahlend weißes Leinen kleiden.“ (Offb. 19,7–8) Ja, am Ende steht ein gewaltiger Siegesjubel! Wir sehen die Kinder Gottes, die in ihrer von Gott geschenkten Reinheit bewahrt wurden und nun in der vollkommenen Vereinigung mit Gott leben. Es ist das Ende des Kampfes, und die Siegesfeier findet statt, an der alle Ehrerweisung einzig und allein auf den HERRN ausgerichtet sein wird.

Für "rein" erklärt!

Das dritte Buch Mose führt uns durch verschiedene Reinheitsvorschriften. Dabei ist „rein“ zunächst einmal kein moralischer Begriff, sondern beschreibt vielmehr körperliche Vorgänge, die einen abhielten, vor Gott zu treten. Sie drehen sich vor allem um Tod, Sexualität und Hautkrankheiten. Warum etwas unrein ist und wie man davon gereinigt wurde, macht manchmal hygienisch gesehen Sinn; dafür bleiben an anderen Stellen Fragen offen. Entscheidend war aber letztlich das Urteil des Priesters. Nur er konnte jemanden „für rein erklären“! Daher war sein Unterscheidungsvermögen sehr entscheidend. Denn „für rein erklärt“ zu werden, war die Voraussetzung dafür, um im Tempel die eigene Beziehung mit Gott ins Reine zu bringen und wieder neu pflegen zu können.
Alles Unreine konnte Gott nicht dienen und wurde von der Gemeinschaft mit Gott und seinem Volk ausgeschlossen. Daher streckte man sich nach äußerer Reinheit aus. Ebenso suchte man innere Reinheit, die Vergebung der persönlichen Schuld. Um von ihr gereinigt zu werden, gab es nur den Weg des stellvertretenden Opfertodes eines makellosen Tieres.
Das persönliche Streben nach innerer Reinheit wird in einem Gebet von David deutlich: „Entsündige mich mit Ysop, und ich werde rein sein; wasche mich, und ich werde weißer sein als Schnee.“ (Ps. 51,9)

Unterscheidungsvermögen?

Die Priester stellten dem Volk durch ihr „Für- rein-Erklären“ und durch den Opferdienst im Tempel die Reinheit als ein erstrebenswertes Ziel vor Augen. Sie selbst sollten mit ihrem Leben und Dienst ein Vorbild der Reinheit sein. Doch die Priester verloren durch ihren schlechten Lebenswandel ihr Unterscheidungsvermögen. Gott verurteilte ihren Dienst: „Seine Priester tun meinem Gesetz Gewalt an und entweihen meine heiligen Dinge; zwischen heilig und nicht heilig unterscheiden sie nicht, und den Unterschied zwischen unrein und rein lassen sie nicht erkennen …“ (Hes. 22,26)
Die Priester waren als Wächter über die Reinheit eingesetzt! Sie sollten dem Volk nicht nur Reinheit zusprechen, sondern in ihm die Sehnsucht danach wecken. Weil die Priester kein vorbildliches Leben mehr führten, ist auch das Unterscheidungsvermögen des Volkes schwammig geworden. Gott ermahnte: „Und sie sollen mein Volk unterweisen, zwischen heilig und nicht heilig zu unterscheiden, und sollen sie den Unterschied zwischen unrein und rein erkennen lassen.“ (Hes. 44,23)
Trotz dieser Ermahnungen entwickelte sich der Priesterdienst immer mehr weg von seinem eigentlichen Zweck, hin zu einer „Werksreligion“. Die Gesetzestreuen zur Zeit des Neuen Testaments dehnten die Verordnungen für die Priester und jeden, der den Tempel betreten wollte, auf den ganzen Alltag aus und verschärften sie maßlos. So wurden die Vorschriften mehr und mehr zum Zentrum einer nur menschlichen Religion.

Reinheit ‒ neu definiert!

Weil das Erfüllen von Vorschriften im Zentrum stand, empfanden viele das Verhalten von Jesus in Bezug auf die Reinheit so befremdlich! Denn Jesus ordnete nun alle äußeren Vorschriften der Reinheit des Herzens unter und zeigte die wahre Quelle der Verunreinigung: „Da ist nichts, was von außerhalb des Menschen in ihn hineingeht, das ihn verunreinigen kann, sondern was aus dem Menschen herausgeht, das ist es, was den Menschen verunreinigt.“ (Mk. 7,15)
Die ganzen Vorschriften und die Sühnung mittels Opfer waren eine Vorbereitung auf ihn selbst! Er lehrte seine Jünger etwas über Reinheit, als sich Petrus nicht die Füße waschen lassen wollte: „Wer gebadet ist, hat nicht nötig, sich zu waschen, ausgenommen die Füße, sondern ist ganz rein; und ihr seid rein, aber nicht alle.“ (Joh. 13,10) Er sagt ihnen zu: „Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe.“ (Joh. 15,3)
Später wird die Reinheit durch das Wort erklärt: „… wie auch der Christus die Gemeinde geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat, um sie zu heiligen, sie reinigend durch das Wasserbad im Wort.“ (Eph. 5,25f; 1. Petr. 1,23) Es ist das ewig gültige Wort, welches uns zuspricht, dass wir durch den Opfertod Jesu Christi gereinigt bzw. gebadet wurden. Es versichert uns auch, dass uns durch das Bekennen unserer Schuld die „Füße im Alltag“ gereinigt werden (1. Joh. 1,9). Diese Hoffnung dürfen wir haben, „und jeder, der diese Hoffnung auf ihn hat, reinigt sich selbst, wie auch jener rein ist.“ (1. Joh. 3,3)

Reinheit leben!

Jesus Christus ist der Hohepriester, der unsere Reinheit und Gerechtigkeit vor Gott erwirkt hat. Er hat uns sinnbildlich seine „reine Weste“ geschenkt. „So lasst uns hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen in voller Gewissheit des Glaubens, die Herzen besprengt und damit gereinigt vom bösen Gewissen, und den Leib gewaschen mit reinem Wasser.“ (Hebr. 10,22)
Wir werden aufgefordert, uns nach Reinheit auszustrecken und sie zu bewahren (Phil. 4,8; 1. Tim. 5,22). Aber das soll nicht an unserer eigenen Leistung hängen. Es bleibt der Zuspruch aus den Worten Jesu. Denn auch das bewirkt er, und wir können es im Gebet ausdrücken: „Erschaffe mir, Gott, ein reines Herz, und erneuere in mir einen festen Geist!“ (Ps. 51,12)
Damit der Wunsch nach Reinheit und ein feines Unterscheidungsvermögen erhalten werden, müssen wir nah an Christus bleiben. Dann wird der Heilige Geist uns im Alltag in besonderer Weise durch das Wort Gottes in der Reinheit bewahren (Ps. 119,9). Reinheit ist eine Folge der Nähe Jesu, und nicht etwas, was wir selbst produzieren können! Jesus selbst betet für seine Nachfolger: „Heilige sie in deiner Wahrheit! Dein Wort ist Wahrheit.“ (Joh. 17,17) Die Botschaft der Bibel reinigt uns!
Und so endet unser Streifzug durch Gottes Wort beim Hochzeitsmahl des Lammes. Da werden die geschmückten Kinder Gottes unverdient gewürdigt, sich in reinem, weißem Leinen zu kleiden. So richten wir unsere Blicke auf diesen Sieg, und von da aus wollen wir den Kampf um die Reinheit fortführen!